Wir feiern 30 Jahre IFA – Internationaler Fachkräfteaustausch!

IFA – Internationaler Fachkräfteaustausch feiert heuer sein 30-jähriges Bestehen.

Vor 30 Jahren, im Jahr 1995, ist Österreich der Europäischen Union beigetreten, und ab diesem Zeitpunkt war es allen Bürger:innen Österreichs möglich, an Europäischen Programmen teilzunehmen. Damit war auch die Mobilität verbunden, im Rahmen der Europäischen Bildungsprogramme für ein paar Wochen oder Monate im europäischen Ausland zu lernen.
Dass dies nicht ganz einfach sein würde, und dass die Vorgaben andere sein würden als das in Österreich bis dahin üblich und bekannt war, hat sich schon im Vorfeld gezeigt. So war es (und ist es nach wie vor) zum Beispiel Einzelpersonen nicht möglich, direkt Ansuchen um Förderungen zu stellen. Eine Institution im Hintergrund, die für die Formalitäten rund um die Abwicklung von Förderungen verantwortlich zeichnet, ist immer notwendig.

Für Schüler:innen können die Schulen diese Institution sein, und für Studierende haben sich bereits im Zuge der Teilnahme an Vorläuferprogrammen internationale Büros an Universitäten und Hochschulen etabliert.
Aber wer könnte diese Stelle für Lehrlinge sein?

Österreich ist ein „Land der Klein- und Mittelbetriebe“ (kurz: KMU): 99,7 Prozent aller österreichischen Unternehmen der marktorientierten Wirtschaft sind KMUs. Rund 60 Prozent der Lehrlinge in Österreich werden in einem Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeiter:innen ausgebildet , und in fast der Hälfte der österreichischen Lehrbetriebe wird nur 1 Lehrling ausgebildet . Es ist daher naheliegend, dass diese Lehrbetriebe weder das notwendige Wissen und die Erfahrung, noch die notwendigen Ressourcen für die Abwicklung europäischer Fördermittel für Auslandsaufenthalte ihrer Lehrlinge haben. Hinzu kommt, dass sie zunächst von der Sinnhaftigkeit und dem Nutzen europäischer Lernmobilität sowohl für ihre Lehrlinge als auch für ihr Unternehmen überzeugt werden müssen.
Und Berufsschulen? Lehrlinge lernen 80 % ihrer Lehrzeit in einem Lehrbetrieb und nur 20 % in einer Berufsschule. Berufsschulen sind je nach Bundesland und Lehrberuf unterschiedlich organisiert – entweder 1-2 Tage pro Woche, oder im Block über mehrere Wochen pro Jahr. Berufsschulen sind also für viele Lehrlinge im selben Beruf und im selben Lehrjahr zuständig, und das zu unterschiedlichen Zeitpunkten während eines Schuljahres. Die Organisation von mehrwöchigen Auslandsaufenthalten für Lehrlinge ist also auch für Berufsschulen äußerst herausfordernd.

Vor diesem Hintergrund wurde 1995 der Verein IFA – Internationaler Fachkräfteaustausch gegründet. Gründungsmitglieder waren die Österreichischen Wirtschaftskammern, die Industriellenvereinigung und die Junge Wirtschaft. Große Unterstützung kam von Beginn an vom österreichischen Wirtschaftsministerium.

Die Aufgabe von IFA war und ist es immer noch, Lehrlingen und Lehrbetrieben die Teilnahme an Europäischer Mobilität zu erleichtern, die Möglichkeiten zugänglich zu machen, bei der Organisation zu unterstützen, und die Fördermittel für Lehrlinge und Lehrbetriebe abzuwickeln.

Der Schwerpunkt von IFA liegt dabei in der Organisation von mehrwöchigen Praktikumsaufenthalten im Ausland, vorwiegend in Europa. Daraus ergibt sich die intensive Zusammenarbeit mit Lehrbetrieben in Österreich, mit Lehrlingen, Eltern, und mit vielen, vielen Partnern im Ausland.

Ein großer Teil unserer Arbeit ist administrativ, gefolgt von organisatorischen Aufgaben. Am meisten Freude macht aber die Arbeit mit den Jugendlichen, die ihren Lehrberuf lieben und sich mit viel Engagement und Motivation einem neuen Abenteuer stellen, sich auf eine neue Umgebung, andere Lebensgewohnheiten und ein anderes Arbeitsumfeld – meist in einer anderen Sprache – einlassen. Sie dabei begleiten zu dürfen und zu sehen, wie sie daran wachen, motiviert auch die Mitarbeiterinnen im IFA-Team: Auch wir wachsen und entwickeln uns mit jedem Projekt weiter.

In den Jahren seit der Vereinsgründung ist viel passiert. Nur wenige Unternehmen waren am Anfang bereit, ihre Lehrlinge für ein paar Wochen zu entbehren und ihnen zu ermöglichen, in einem Betrieb im Ausland neue Erfahrungen zu sammeln. Aber mit den Jahren sind immer mehr Unternehmen dazugekommen. Mittlerweile dürfen wir rund 500 Lehrlinge pro Jahr und ihre Ausbildungsbetriebe bei der Umsetzung der Auslandspraktika unterstützen.
Wir freuen uns, immer neue Einblicke in die betriebliche Ausbildung zu bekommen und zu erleben, mit wie viel persönlichem Einsatz die Ausbildungsverantwortlichen in den Unternehmen arbeiten. Und es macht uns auch ein wenig stolz zu sehen, wie gut unsere Lehrlinge mit ihrer Ausbildung in den Gastbetrieben im Ausland zurechtkommen, und wie sehr sie sich in der Zeit ihres Auslandsaufenthalts persönlich weiterentwickeln.

Ein großes Dankeschön an alle mutigen Lehrlinge, die sich der Herausforderung eines Auslandspraktikums stellen, an die engagierten Lehrbetriebe, an unsere Partner im Ausland, und an unsere Vereinsmitglieder und Fördergeber, die unsere Arbeit seit der Vereinsgründung für wichtig erachten und uns nach wie vor dabei unterstützen!
Wir freuen uns auf die kommenden 30 Jahre!

Das IFA-Team.

 

Quellen:
Zahlen und Fakten KMU in Österreich
ibw-Forschungsbericht Nr. 221: Lehrlingsausbildung im Überblick, S. 46f